Was hören Leute, die wir hören? FINGER ist ein kleines Magazin, das danach fragt — Which song do you listen to when - und auch Valery Gore befragt hat … listen to when you wake up? Antwort: Jesus Is A Rochdale Girl von Elbow. … when you drive a car late at night? Last Good Day Of The Year von Cousteau … you sit in a plane? Heaven’s on Fire von The Radio Dept. Und hier, wie Oli diesen Geschmack verstärkt:
» Irgendwann in einem Jahr kommt der Zeitpunkt, da merkt man, es wiederholen sich all die Momente aus all’ den anderen Jahren. Es gibt Menschen, die hören dann auch immer wieder die gleichen Songs, um die alte Zeit zu verabschieden oder auch um die neue Saison zu eröffnen. An einem solchen Punkt geht in der Jahreszeit meistens Etwas zu Ende und Etwas beginnt.
Den Meisten bleiben die schlechten Momente in Erinnerung. Lehrer, nach Jahren wieder getroffen, erinnern sich an Klassenfahrten mit Einbrüchen in Freibäder zum Nachtschwimmen oder gar an Exzesse von marodierenden Schülern im Unterricht. Um wie viel bereichernder ist es dann aber, die guten Momente zu erinnern, vielleicht sogar den letzten guten Tag eines Jahres? Er bringt uns durch die darauf folgende Jahreszeit, die häufig der Winter ist. Der letzte gute Tag im idealen Jahr ist ein warmer Herbsttag. Die Sonnenstrahlen finden noch die im Wind flatternden Haare. Wir sind im Auto und hören dem Radio zu. Der Sonnenuntergang bildet einen Zaun aus dem Wald links von uns. Wir fahren nach Norden. Quer durch einen ganzen Kontinent von Dallas nach Toronto, zwei Städte an den Eckpunkten der Tour. Städte, die sich auch durch die Leere dazwischen definieren lassen. Ohne das Fehlen von Stadt sind sie keine Städte, haben keine Stadtgrenze, keinen Anfang und kein Ende. Der Mensch braucht solche Grenzen. Ohne Grenzen wird er maßlos.
Die Fahrt geht über viele Grenzen hinweg. Irgendwann wird es dunkel und der Regen fällt. Er ist nicht zu bemerken und das ist das Beste daran. Wir sind so frei, nicht an das Feuerwerk im texanischen Himmel zu denken, an die Herbst- und Winterstürme, die da kommen werden. Wir stellen uns vor, wie das ist, wenn man anstatt im Auto in einem Flugzeug sitzt und der Himmel brennt von dem ganzen Gewitter um einen herum. Wir sind uns eigentlich ganz sicher, dass uns nichts passieren wird, schließlich ist das mit dem brennenden Himmel immer ein Event in dieser Jahreszeit. Die Fahrt wird zu einem Flug. Die Regentropfen fallen auf das Cockpit und sie erinnern Dich daran, wie es war als Du als junger Mensch durch den Regen getanzt bist.
Der Regen ist im Herbst und Winter am schlimmsten. Wir kommen in Toronto an, in der Stadt, in der sich auch die Arien sogar wiederholen, in immer leicht verschiedenen Variationen des ewig Gleichen. Interpretation von Geschichte, das ist es, was uns die Reise lehrt. Stadt ist ein Ort in einer Geschichte. «
Paul Weller | Above The Clouds
Cousteau | The Last Good Day Of The Year
Texas Lightning | Raindrops Are Falling On My Head
The Radio Dept. | Heaven’s On Fire
Glen Gould | A State Of Wonder – Bach (JS): Goldberg Variations, BWV 988 — Aria Da Capo
Valery Gore | CBC
Folge 4 der Geschmacksverstärkerei: From Town To Town