Großes Kino. Und wie sich ein Kinofilm nicht erklärt, indem man aufzählt, wer alles an welcher Stelle gedreht hat und geschnitten, so auch bei Hidden Orchestra: Die Edinburgher bedienen Tasten, Saiten und Soundmaschinen, dazu zwei Drum-Sets in Vollausstattung. Ihre Musik baut auf langsamen Basslinien auf, getragen von sehr entspannten, komplexen Rhythmen, deren Bahnen akustische Instrumente kreuzen — und wenn diese Beschreibung jetzt nach Triphop klingt, dann ist es ein Triphop vom Jazz inpiriert, eingehüllt in elektronische Sounds, die so organisch wirken, als seien sie freier Natur entsprungen, was alles zusammen viel klassischen Einfluss verrät. Erklärt aber nichts.
Erklärt nicht, wie diese Klanglandschaften entstehen, die sich nach und nach aufbauen, als würden sie eine Großbildleinwand füllen. Behutsam, hoch konzentriert, mit Spannungsbögen, von denen man — der Hitchcock-Effekt — nur ahnt, wie sie entstanden sind. Und ja, es ist tatsächlich so, Joe Acheson, der Kopf der Band, ist Film-Komponist, er denkt Musik wie ein Dramaturg.
Was wiederum die Nähe zur Klassik erklärt, dieses Anrühren von Spannung, die unaufhaltsam vorwärtstreibt auf etwas zu, das Hidden Orchestra — da unterscheidet sich dieses Orchester dann aber doch wieder von klassischer Dramatik — niemals wie einen Pokal präsentiert. Was einen an der Klassik ja oft nervt, diese effektvolle Erfüllung, die einen im Minutentakt überrollt, bis es einem egal sein kann. Beim Hidden Orchestra ist das anders, da steht man mit leeren Händen und vollem Herzen da. Es gibt kein Ziel für diese Musik, das sich erreichen ließe, es wartet keine Erlösung auf sie, und das ist gut, es ist das beste, der Film dauert an.
Hidden Orchestra kann, was großes Kino kann: experimentell sein und dabei zugänglich für jeden. Diese Musik ist derart studiert und belesen und intellektuell verschraubt, dass wirklich jeder sie nachvollziehen kann. Hoch komplex wie ein Uni-Seminar und dabei so einfach, als spazierte man durch den eigenen Kopf. [Schon klasse, dass so eine Band — und jetzt auch Poppy Ackroyd mit ihrem Solo-Album — bei Denovali sind, dem Bochumer Label nebenan.]
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