#39 Carlos Cipa

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Car­los Cipa

Wenn Pop und Klas­sik aufeinan­der tre­f­fen, geht es eigentlich immer schief, dieses Pop­song + Geigen + noch mehr Geigen. Dass sie nicht aufeinan­der tre­f­fen, son­dern aufeinan­der hören, ist die wohl inter­es­san­teste Entwick­lung in der Musik zur Zeit. Ein­er, der dieses Aufeinan­der­hören in Schön­heit ver­wan­delt: Car­los Cipa, Pianist und Kom­pon­ist aus München, 24 Jahre alt. Aufgewach­sen im Pop, aus­ge­bildet in der Klas­sik, neugierig auf alles, was gut klingt: von Jazz bis Indie, von Mozart zu Debussy, von Hard­core zu Rav­el, von Screamo zu Steve Reich. Jet­zt hat Cipa sein zweites Solo-Album vorgelegt: klas­sis­che Musik, mit Pop-Bewusst­sein gespielt.

Cipa geht — eine großar­tige Ein­füh­lung — zurück an den Beginn der Mod­erne dahin, wo der Impres­sion­is­mus ent­stand. Ein kurz­er Moment in der Geschichte, vielle­icht ein­er der glück­lich­sten, es trafen zusam­men: die Begeis­terung für Tech­nik, die Fasz­i­na­tion für das, was aus sich sel­ber her­aus entste­ht, die Ver­führbarkeit von allem, was sich wie end­los wieder­holt — ein­er­seits, und ander­er­seits das Gefühl der neuen, der bürg­er­lichen Frei­heit, die Lust am Ver­suchen, die Ver­suchung zur Impro­vi­sa­tion.

Gefühlswelt und Maschi­nen­welt, eine neue Sinnlichkeit für das, was Klänge freiset­zen und Klang­bilder for­men kann … Im Ver­gle­ich zur bürg­er­lichen Klas­sik, der streng­stens kon­trol­lierten Emo­tion, war Impres­sion­is­mus Pop, das reine Jet­zt, orgiastis­ch­er Moment — ein kurz­er, glück­lich­er Moment, den Car­los Cipa nach­spürt. Trau­mar­tig schön, man ste­ht sein­er Musik ein wenig wehr­los gegenüber, sie geht einen an wie ein Bild von Claude Mon­et.

Wie er das macht? Cipa unter­legt den Klang seines Flügels — sehr zurück­hal­tend, sehr homogen — mit elek­tro­n­is­chen Sounds und spielt etwas hinein, was längst vergessen ist: das ver­heißungsvolle Knis­tern eines Radios, das Cipa von seinen Großel­tern geerbt hat, oder den Sound der “Gui­taret”, eines in den 60ern von Hohn­er entwick­el­ten Instru­ments …

Anders aber als etwa Hausch­ka [mit dem er oft die Bühne teilt] baut Cipa seine Kom­po­si­tio­nen nicht auf Sounds auf, son­dern stellt sie in Dienst: Sie umspie­len den Klang des Flügels, Melo­di­en wie eine Hügel­land­schaft, warme Far­ben, trau­mar­tige Bilder …

Das Album ist soeben bei Den­o­vali erschienen, dem Bochumer Label für alles, was gut ist. Und Car­los Cipa ist nicht nur gut, er ist 24, er hat eben erst ange­fan­gen. Für Leute wie ihn und seine Musik ist urban urtyp erdacht.

 

 

urban urtyp heißt: wie immer nur 10 Euro