sonntag 5.2. // „Märchenhaft“ nennt ACT, wie sie ihren gemeinsamen „Playground“ gefunden haben, das Märchen geht so: Er ein Junge aus dem Vorarlberg, sie wächst in Paris auf. Er lebt mit seinem Klavier unter 4831 Einwohnern, sie changiert zwischen Schauspielkunst und Jazzgesang. Ein Schloss rückt ins Bild, Gold Glanz Glück, dann ein Meeting, alle dürfen sich was wünschen. Er wünscht sich sie und sie sich einen Trompeter, trifft dann aber doch auf ihn, sie hören sich, sie entdecken, wie intuitiv sie zueinander passen, das Spiel beginnt. Und so auch das Märchen, es ist alles genau so geschehen.
Er: einer der interessantesten Pianisten in Europa. Sie: Rising-Star des europäischen Jazzgesangs. Er: hat sein Jazzpiano auf die Höhen der Kunst hinaufgespielt. Sie: ein Wunder an Stimme und Stimmtechnik. Er trägt ihre Stimme empor, sie brilliert auf den Gipfeln, „beide lieben wir Egberto Gismonti, Hermeto Pascoal, Björk und Thelonious Monk“, sagen sie. Und Alexander Scriabins. Und die eigenen Stücke, die sie sich selber schreiben.
Beide sind sie in ihren 30ern, beide kommen sie von der Klassik, beide haben sie sich in die Weiten der Musik verliebt und haben dort beide die gleichen Vorbilder gefunden in völlig verschiedenen Genres. Und sie beide leben in der Gnade, dass sie die Schönheiten, die andere geschaffen haben, in ihrem eigenen Stil erstrahlen lassen können wie in einem neuen Licht.
Das Album, dass sie auf diese Weise eingespielt haben Corona zum Trotz, hat ACT im Mai 2022 veröffentlicht, es ist, was der Albumtitel ankündigt, ein „Playground“: Der Blues spaziert daher, dort ein geheimnisvolles Fabelwesen, hier ein chansoneskes „Aide-moi“, ein melancholisches „Bizarre“, eine Spielwiese. Zunächst und zuerst für sie, ihre Stimme ist unfassbar begabt dafür, eine Melodie zu tragen wie ein Instrument sie trüge, sie kann dies auf artistische Weise und mit einer Geschwindigkeit, die jedes instrumentale Solo vergessen lässt — und kann es im nächsten Moment behutsam und sanft, französisch gehaucht.
Während er ihre Stimme über den Playground trägt, wie ein Engel sie tragen würde, der beflügelt ist wie Helbocks Grand Piano: Er dämpft die Saiten und spielt sie direkt, nutzt den Korpus für Perkussion und verfremdet den Klang mit einer Prise Elektronik, spielt achtsam und mit Weite und stellt auf seine Weise ein riesiges Orchester in den Raum, in dessen Mitte ihre Stimme.
Wenn sie beide im urban urtyp-Kubus stehen werden, dem 10 x 10 Meter weiten Raum, den wir eigens für diese beiden in die Weite der Christuskirche stellen werden, werden dort Klänge und Farben und Emotionen entstehen so nah, als könne man sie greifen. Das Glück des Jetzt: „Es geht nicht darum, Stärke oder Virtuosität zu zeigen“, sagt Camille Bertault, „es geht darum, die Wahrheit des Augenblicks auszudrücken.“
Wie immer bei urban urtyp: sonntags 19 Uhr, wie immer nur 10 €. Immer noch!
05. Februar 2023 | Tickets hier klicken!