freitag 29.09. / 20 h / record release // Da ist es wieder, das Analoge, das liebt in der Musik, wer elektronische Musik liebt. Chogori kommen aus Düsseldorf, Düsseldorf hat in der Musik einen anderen Ruf als in, was sagen wir, dem Fußballsport, der Düsseldorfer Sound ist “speziell”, sagen Ralf Stritt und Gregor Kerkmann, “immer etwas künstlerischer”. Der eine am Fender Rhodes und am Moog, der andere am Bass, einem Kontrabass, dazu Live-Drums von Martell Beigang, das Ganze ergibt? Techno. Techno? Von einer Band, die das Gegenteil einer Techno-Band ist, alle sind klassisch geschult, der Kontrabass aus echtem Holz, die Drums entwickeln Druck aus echtem Raum, der Moog dürfte noch handgelötet sein. Und auf diesem Besteck spielen sie mit der Ästhetik von Techno. Ohne Boom, ohne Bombast, stattdessen mit Bedacht und — was selten — mit Leichtigkeit. Düsseldorf? War immer schon ein Vorort von Bochum. Und umgekehrt, Hauschka und Kreidler waren bei urban urtyp, Stabil Elite und Bar, Fehlfarben und — kommen sie noch? — Nichts und Wolfgang Flür und … Der urban urtyp Kubus ist langsam sowas wie der „Salon des Amateurs“ im Westen, ein Wohnzimmer für elektronische Musik. Für den Fall, dass sie so gut ist wie Chogori. Nah dran an der Kunst, aber nie artifiziell. Nah dran an der Kunstszene, aber Pop.
Genau so haben wir Chogori kennen gelernt und Chogori uns. Um es mit Christoph Clöser zu sagen, der Stimme von Bohren und der Club of Gore, der immerhin langsamsten Band der Welt: „Wir wollten langsam spielen, weil wir dachten, es sei einfacher, dann haben wir gemerkt, dass gerade das besondere Präzision verlangt …“ Und dass erst so eine eigene Dramaturgie entsteht, eine, die sich aus sich heraus freisetzt. Die drei von Chogori beherrschen es in Perfektion: Musik als Voraussetzung dafür, dass sich eine Erzählung freispielen kann. Auch Songstrukturen, die langsam erwachen, die sich auf die Suche begeben, ihren Weg finden, flirrend, ein treibender Bass, Chogoris Erzählungen sind rastlos, nie gehetzt, sie sind zuhause, wo sie sind. Düsseldorf …
… Bochum, im urban urtyp Kubus sind sie – urban urtyp untypisch – bereits zum dritten Mal. Beim ersten Mal blieb — auch bei allen, die dabei gewesen sind — der Eindruck zurück, etwas verpasst zu haben. Als sei man dicht herangekommen, aber nicht nah genug. Dann kamen Chogori, es war spontan, ein zweites Mal zu uns, um in der Corona-Zeit ein Cyberkonzert zu spielen. Ohne Publikum vor Ort, live gestreamt, alles enorm dicht und wie für diesen Ort gemacht. Und nun kommt Chogori – und das ist nun doch ein Kompliment — , um den Release ihres neuen Albums mit uns zu feiern. „Minor Green“ heißt das neue Werk, eine Einladung, sich treiben zu lassen und dennoch genau hinzuhören auf die Zwischentöne, die Nuancen, das Ungehörte. Uneingeschränkte Empfehlung für Album und Release-Konzert.
Zum Reinhören:
https://chogori.bandcamp.com/album/minor-green
https://www.youtube.com/watch?v=3‑T2qg4lem4
Zum Kaufen:
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Ralf Stritt | Moog One & Fender Rhodes
Gregor Kerkmann | Upright Bass
Martell Beigang | Drums