Alex Stolze


 
son­ntag 06. 04. / 19 h //  Wie auf 10/7 reagieren, das bes­tialis­che Mas­sak­er, mit dem sich Hamas aus der Men­schheit her­aus­ge­mordet hat? Mit Lärm und viel Noise  —  Raash  —  oder mit Wind und Stille und Geist, hebräisch Ruach?

Eine Antwort, seine, begin­nt am Anfang, Alex Stolze war 13, als die DDR in sich zer­fiel. Er sel­ber war nicht stramm auf Kurs geset­zt wor­den  —  seine Eltern jüdisch und katholisch, damit stand man in der DDR mit 2 x 1 Fuß neben der Spur  — , aber es war nun mal seine Welt. Wenn man 13 ist und sie zer­bricht, weiß man, dass sowas geht. Dass es möglich ist.

Dann die neue Welt, der West­en, der phänom­e­nale Pop von Bands wie Por­tishead, von Talk Talk, von Radio­head. Phänom­e­nal deshalb, weil sie die Welt nicht verän­dert haben, es kömmt darauf an, sie zu ver­ste­hen. Karl Marx auf die Füße gestellt, Alex Stolze grün­det Bodi Bill. Mit ihrem Art-Tech­no mis­cht die dreiköp­fige Band erst die örtliche Club­szene auf, die von Berlin, dann den Rest der neuen Welt, dann Pause. Alex grün­det Unmap, vor zehn Jahren war das Quar­tett — mit sein­er betont kun­staffinen Musik — in der Chris­tuskirche zu Gast.

Ein urban urtyp-Konz­ert damals, und auch jet­zt ist Alex Stolze Teil unser­er Indie-Rei­he urban urtyp. Die Voraus­set­zun­gen allerd­ings sind völ­lig andere: Wenige Stun­den vor den Mas­sak­ern in Israel  —  wo Alex oft unter­wegs gewe­sen ist, er hat dort Fre­unde, er liebt das Land und die Indie-Szene dort  —  hat­te er in Berlin einen Label-Ver­trag geze­ich­net, die Songs für „Raash ve Ruach“ waren geschrieben, tags darauf zer­bricht die Welt. Und bricht Alex‘ Stimme.

An ihrer lässt er seine Vio­line sprechen, er spielt mit sein­er Sprachlosigkeit gegen sie an. Tod­trau­rig und tanzbar. Wie das Leben, Musik zwis­chen Neok­las­sik und Elek­tron­i­ka, ein Auf­begehren gegen das noise can­celling. Auch dann, wenn die eigene Stimme ver­sagt. Wenn Ruach zu dem wird, was die jüdis­che Bibel als Gott umschreibt, den man nicht sieht, stattdessen „eine Stimme“, aber keine, die singt, son­dern „eine Stimme ver­schweben­den Schweigens“.

Im Jüdis­chen gibt es das Trauer­jahr, die Jahrzeit. Mit dem jüdis­chen Neu­jahr  —  in 2024 fiel Rosch Haschanah mit dem ersten Jahrestag des Hamas-Mas­sak­ers zusam­men  —  spielt sich Alex Stolze ins Leben zurück.

Zusam­men mit Ben Osborn, Schrift­steller, Song­writer, Kom­pon­ist, in Oxford geboren, an der Ruhr bekan­nt, er arbeit­et ua mit dem The­ater Dort­mund. Und ist seit langem mit Alex befre­un­det, Ben Osborn ist Teil von dessen „Kul­tur-Kib­buz“, ein­er Art farm for inde­pen­dance, die Alex seit Jahren bewirtschaftet, die Indie-Farm liegt in der östlich­sten Ecke der Uck­er­mark, einst tief­ste DDR.

Nein, es schließt sich kein Kreis nir­gends, vielle­icht lassen sich Wun­den schließen, es geht darum, sie zu ver­ste­hen im Lärm und im Schweigen.

ALEX STOLZE
Raash ve Ruach

Son­ntag 06. April |  19 h  |  Ein­lass 18:30 h  |  22 €  |  Tick­ets hier  |  Reservieren: tickets@urbanurtyp.de  |  Foto­cre­d­it: Alo­ha Burn