sonntag 5.2. // „Märchenhaft“ nennt ACT, wie sie ihren gemeinsamen „Playground“ gefunden haben, das Märchen geht so: Er ein Junge aus dem Vorarlberg, sie wächst in Paris auf. Er lebt mit seinem Klavier unter 4831 Einwohnern, sie changiert zwischen Schauspielkunst und Jazzgesang. Ein Schloss rückt ins Bild, Gold Glanz Glück, dann ein Meeting, alle dürfen sich was wünschen. Er wünscht sich sie und sie sich einen Trompeter, trifft dann aber doch auf ihn, sie hören sich, sie entdecken, wie intuitiv sie zueinander passen, das Spiel beginnt. Und so auch das Märchen, es ist alles genau so geschehen. Weiterlesen
#80 Kai Schumacher
Wenn es etwas gibt, das nichts zu tun hat mit ihm und seiner Musik, dann ist es „Crossover”, ein Wort, das suggeriert, irgendwas meets irgendwas. Bei Kai Schumacher trifft nichts auf nichts, weil immer schon alles da ist. Je verschiedener, umso vertrauter. Klassik ist da, er hat klassisches Klavier an der Folkwang studiert, Punk ist da und Pop und Minimal Art, Dadaismus und Duisburg, Dancefloor und Kinderlied, Avantgarde und Atari Teenage Riot. Hier steht Schuberts Franz im Raum, dort Cobains Kurt, man assoziiert ohne Ende und unangestrengt, wenn man ihm zuhört, er spielt Solopiano. Weiterlesen
#79 Laura Carbone
Die Zeiten sind wirr, sich zurechtzufinden in ihnen, gewinnt etwas Surreales. „Wäsche nur noch nachts waschen“, titelt die FAZ. Sonderbar, wie die Wirklichkeit ins Leben greift, das verwischt wie ein Tafelbild. Gibt es Musik, die deuten kann? Die von Laura Carbone war immer schon dunkel gefärbt, düster getönt, aber nicht depressiv, kein überdramatisches Als-ob. Gitarrenriffs, die wie vom Meeresboden emporsteigen, sie schöpft aus einer Tiefe, in die sich nicht hinein, wohl aber hinunter hören lässt. Der Titel ihres Albums von 2018, „Empty Sea“, ruft ein Märchen der Gebrüder Grimm in Erinnerung, ein armes, elternloses Mädchen muss einen tiefen See mit einem löcherigen Löffel leeren …
Es gelingt, der See lässt sich ausschöpfen mit einem Löffel, das Meer mit einer Gitarre. 2017 tourt Laura Carbone mit The Jesus And Mary Chain, die sind ja nun Weiterlesen
Review Shalosh
Shalosh an Rosh Hashana, dem jüdischen Neujahr: Besser kann ein neues Jahr, es ist das 5783igste, nicht beginnen. Spielerische Intensität, flüssiges Erzählen, eine unwiderstehliche Dramaturgie und eine Leichtigkeit, die, je schwerer es wurde, je schwereloser erschien: “It’s not a band, it’s an idea.” Fotos von Sabine Hahnefeld und, die Galerie wächst, dem urban urtyp-Kollektiv, Shalosh hat in der urban urtyp edition gespielt:
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Review Unplaces
Shalosh
urban urtyp edition // Ein Jazz-Piano-Trio? Eine Band, ein Spaß, ein postmoderner. Eine Welt aus Zitaten und Verweisen, eine Jonglage mit dem, was man – erstens – kennt, was man – zweitens – ganz anders kennt und was man – drittens – könnte kennen können. Shalosh ist das hebräische Wort für 3, die 3 kommen aus Tel Aviv, dieser grellen, bunten, toleranten Stadt. Einer Stadt am Meer, übers Mittelmeer kamen immer die fernen Dinge, die Sounds der Anderen. In diesem Klanggewirr – Orient und Okzident, Afrika und Altertum, Neuzeit und Nahost usw. – sind sie aufgewachsen in den 90ern, 3 Freunde, die für Nirvana schwärmten und für Brahms, Weiterlesen
#77 Unplaces
Müssen wir uns erst wieder in Erinnerung rufen nach endlosen Zoom-Konferenzen und öden Wohnzimmer-Konzerten: dass Musik nicht aus dem Äther fällt, Musik fällt einem ein. Und was ein Einfall auslöst, zeigt sich, wenn er live gespielt wird und gehört. Die beste Musik ist noch immer die, die man nicht kennt. Jetzt am Sonntag starten wir urban urtyp neu: 30 Monate nach #76 eröffnen UNPLACES die neue Spielzeit. Weiterlesen
#78 Gigi Masin
Er lässt sich bis heute nicht verrechnen, nicht auf Ambient, nicht auf New Age, nicht auf Balearic und auch nicht auf Moderne Klassik, warum? Weil er nach wie vor einer der innovativsten und eigenwilligsten Künstler ist in der Szene. Was er macht, macht er “wie früher, als es noch niemanden kümmerte”. Hier seine Geschichte — völlig untypisch, darum urtypisch: Weiterlesen
Brandt Brauer Frick
urban urtyp edition // freitag 10.3. Klassische Musik, dachte man, sei zugeknöpft, alle Knöpfe perlmutt-belegt, das Leben durchlitten. Während Techno schweißtreibend sei, die Körper entblößt, das Leben ein Rausch. Dann kamen BBF, seitdem ist Techno Klassik und die Klassik berauscht. Brandt Brauer Frick. “Klingt wie eine Anwaltskanzlei”, sagen sie selber. Und werfen sich in Anzüge, warum? “Aus unserer Affinität zu Kraftwerk”, sagen sie, “musikalisch sind wir eigentlich genau das Gegenteil, aber vom Look her fanden wir sie ziemlich interessant, ihre übertriebene Ernsthaftigkeit.” Weiterlesen
Charlotte Brandi
freitag 31.3. // Nein, kein Tippfehler, der Albtraum, den sie meint, ist in den Alpen entstanden, die Ex-Dortmunderin, Ex-Kölnerin und Jetzt-Berlinerin tritt einen Heimweg an nach vorn. „An das Angstland“ hieß ihr letztes Studioalbum, und jetzt eine Ode an den Alp- & Albtraum? Ist das Pop? Es ist grandios. Wundersam verspielte Harmonien, rätselhaft schöne Melodien, die sie, als seien es Geheimnisse, in ihre Stimme taucht, sie flüstert und säuselt und flattert und kratzt, sie stürzt ab und schwingt sich auf, es ist Art-Pop schönster Art, man ist sofort bereit, sich ihm sorglos hinzugeben. Und wird beiläufig beirrt, ein Beispiel: Weiterlesen